Bahamas 2000

von Klaus Heidt

Stella Maris auf Long Island

Unsere diesjährige Tauchreise sollte auf die Bahamas führen. Vor einiger Zeit hatten wir eine Zeitungsanzeige entdeckt, in der ein Bungalow auf Long Island zum Mieten angeboten wurde. Ein Anruf dort ergab, dass dieses Haus nicht mehr zu mieten war. Man gab uns jedoch die Telefonnummer von Freunden, die in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls ein Haus besitzen und vermieten. Mehrere Anrufe dort, dann war alles geklärt. Die Flüge waren schnell organisiert. Wir konnten starten!

Von Frankfurt ging es zunächst nach London. British Airways unterhält von dort aus eine Flugverbindung nach Nassau auf den Bahamas. Mit dem Taxi fuhren wir vom Flugplatz quer durch die Insel New Providence zu unserem Hotel El Greco.

Nassau lässt sich bequem zu Fuß erkunden. Für einen Ausflug ins Zentrum vorbei am Hotel Atlantis, das auf Paradise Island vor Nassau liegt und einem kurzen Abstecher zum Hafen mit den großen Kreuzfahrtschiffen benötigt man ungefähr 2 Stunden. Der Weiterflug nach Long Island mit Bahamasair am nächsten Tag verzögert sich wegen eines kurzfristig angesetzten Streiks des Bodenpersonals am Flugplatz.

Auf Long Island angekommen denkt man, die Zeit ist stehen geblieben (Zumindest läuft die Zeit hier scheinbar langsamer und spielt bei der einheimischen Bevölkerung keine so große Rolle). Wir sind hier in der absoluten Nebensaison. Nur wenige Ferienhäuser sind bewohnt. Unser Haus liegt an der Ostküste der Insel auf einer Klippe ca. 20 m vom Meer entfernt und wird, wenn die Besitzer nicht da sind, von der Hotelanlage Stella Maris betreut.

Fließendes Wasser oder Telefon gibt es nicht. Wasser wird in einer Zisterne aufgefangen und mittels Pumpe zu der Dusche oder in die Küche gefördert. Unser Trinkwasser holen wir uns am ungefähr 2 km entfernten Hotelbrunnen direkt beim Hotel.

Lebensmittel und Getränke erhält man in einem ebenfalls zur Anlage gehörenden Laden auf der Westseite der Insel. Die Auswahl ist nicht sehr groß. Toast-Brot (anderes gibt es nicht) ist schon mal ausverkauft. Verhungern muss jedoch niemand.

In unserem Garten stehen Kokospalmen und von unserer Terrasse haben wir einen grandiosen Blick über das Meer. Der Tauchbetrieb wird vom Hotel Stella Maris organisiert. Morgens startet ein Bus vom Hotel und sammelt die Tauchgäste auf seinem Weg zum Hafen an der Westküste ein.

Dort stehen ein großes oder ein kleines Boot, je nachdem wie viele Taucher sich einfinden, für die Ausfahrt bereit. Das Tauchen ist amerikanisch komfortabel. Die Boote haben alle eine Tauchplattform. Das oft mühsame Klettern über mehr oder weniger gute Leiterkonstruktionen ist nicht erforderlich.

Als erfahrene Taucher wurde es uns überlassen, ob wir uns dem Guide anschließen oder eigenständig tauchen. Tauchgänge am Shark Reef oder am Conception Wall werden separat abgerechnet, sind das Geld aber auf jeden Fall wert.Tauchen am Shark Reef

Abends klopft es an unserer Haustür. Es ist Peter, der Basisleiter von Stella Maris. Er fragt, ob wir morgen mitkommen wollen, das Boot fährt zum Shark Reef zur Haifütterung. Es gäbe dort Schwarzspitzenhaie, Grauhaie und Bullenhaie zu sehen. Wir überlegen nicht lange und sagen zu.

Am nächsten Morgen werden wir wie üblich mit dem Hotelbus direkt an unserem Haus abgeholt. Gestern scheinen einige zusätzliche Gäste angekommen zu sein. Der Bus, in dem sonst nur 5-8 Personen transportiert werden, ist gut besetzt. Das große Boot wird im Hafen startklar gemacht. Aus Gesprächen während der Fahrt erfahren wir, dass einige Gäste extra zu diesem Tauchgang von USA über das Wochenende angereist sind.

Geplant sind zwei Tauchgänge. Der erste Tauchgang führt zu einem ungefähr 15 m tiefen Korallengarten. Bei diesem Tauchgang kann jeder nochmals prüfen, ob mit seiner Ausrüstung alles in Ordnung ist. Nach dem Auftauchen werden die Flaschen gewechselt und das Boot fährt ein paar km weiter zum Shark Reef. Kurz nach dem Ankern umkreisen auch schon die ersten Haie das Boot. Von der Wasseroberfläche aus sehen die Haie riesig aus.

Unsere Guides positionieren sich, bewaffnet jeweils mit einem Speer, auf der 11m tiefen Sandbank. Paarweise springen nun wir ins Wasser und tauchen schnellstens zur Sandbank ab und sammeln uns dort im Halbkreis. Um uns herum zählen wir ungefähr 15 bis 20 Haie. Nachdem sich der Atem der Taucher einigermaßen normalisiert hat, gibt ein Guide ein Zeichen und das Spektakel beginnt. Stella Maris auf Long Island

Vom Boot wird ein Eimer mit Fisch ungefähr 10 m von den Tauchern entfernt ins Wasser geworfen. Die Haie, eben noch ruhig zwischen uns und dem Boot hin und her schwimmend, werden hektisch und stürzen sich auf dem Eimer und dessen Inhalt. Ein wildes Gerangel um die Fischabfälle beginnt. Die Fischabfälle kommen unserer Gruppe recht nahe, so dass die Haie auch zwischen uns hindurch schwimmen, teilweise uns sogar streifen. Nach kurzer Zeit sind alle Fische gefressen und die Situation beruhigt sich fast schlagartig. Die Haie ziehen wieder ruhig ihre Kreise. Der Guide gibt ein Zeichen und paarweise geht es wieder zurück aufs Boot. Obwohl der Tauchgang nur 30 min gedauert hat, haben einige Taucher ihre 15 ltr.-Flasche fast leer geatmet. Nachsatz

Beinahe hätten wir unseren Rückflug versäumt. In unserem Flugticket war die Abflugzeit falsch angegeben und falsch rückbestätigt worden. Als wir zum Inselflugplatz kamen, rollte das Flugzeug gerade zur Startposition. Nach kurzer Verhandlung mit dem Bodenpersonal wurde das Flugzeug zurückgeholt, unsere Koffer wurden eingeladen und wir nahmen, vorbei an 90 Fluggästen, unsere Plätze ein.

Reisezeit: 27.4. 2000 – 17.5.2000

An der Reise nahmen teil: Detlef, Ingeborg und Klaus